Fußball-Fan mit strategischem Blick
Für Corvin Hermann gehören strategische
Fragen zum Tagesgeschäft. Im Rahmen seines Masters an der Steinbeis SMI beschäftigte
er sich intensiv mit dem Thema Capability Mapping – und entwickelte nebenbei
noch ein praktisches Reiseplanungstool.
Als
Senior Consultant bei der Beratungsfirma GP+S Consulting in Bad Homburg hat es
Corvin Hermann – logisch – tagein tagaus mit dem Thema Strategie zu tun. Ein
ganz spezifisches Problem taucht dabei immer wieder in der Praxis und
Zusammenarbeit mit den Kunden auf: „Unternehmen haben Probleme damit, ihre
Strategie transparent und operationabel zu machen“, so der 27-Jährige. Will
heißen: Nach der Strategie-Formulierung bleiben viele im komplexen "Wie" der
Umsetzung stecken. Im Rahmen seiner Master-Thesis „Capability Mapping am
Beispiel des Energiemarktes: Eine kritische Betrachtung der Praxistauglichkeit“,
die den Schlusspunkt zu seinem Master-Studium Management & Innovation an
der Steinbeis SMI bildete, setzte Corvin an genau diesem Punkt an und lieferte
seinem Arbeitgeber damit einen wichtigen Baustein für die praktische Beratungstätigkeit.
Mit
digitalem Tool die Strategieumsetzung unterstützen
GP+S
Consulting arbeitet im Fokus mit großen mittelständischen Unternehmen, hauptsächlich
in den Branchen Energie, Medien und Software. Auf Basis des sogenannten
Business Capability Mapping als Strategieinstrument entwickelte die Strategie-
und Managementberatung dabei das digitale Tool „CAPAMAP“, das Unternehmen mit
einem Fokus auf Struktur, Transparenz, Fokussierung und Kommunikation bei der
Strategieumsetzung unterstützt.
Was
steckt dahinter? Corvin hat ein anschauliches Beispiel, das Capability Mapping
auf den Punkt bringt: „Wenn ich beispielsweise eine Pizzeria in der Frankfurter
Innenstadt für den Mittagstisch eröffnen möchte, schaue ich mir die Bedürfnisse
meiner Kundengruppe an und definiere dann anhand dieser die Fähigkeiten, die
ich brauche, um diese Kundenwünsche zu erfüllen. Diese Fähigkeiten werden beim
Capability Mapping auf jeden Teilbereich ganz konkret runtergebrochen. Beim
Beispiel der Innenstadt-Pizzeria muss ich in der Lage sein, Pizza-Lieferungen
zu leisten. Mit welchem Tool ich das Bedürfnis der Kunden nach Schnelligkeit
erfülle z.B. mit Autos oder Roller, wird im zweiten Schritt definiert. Somit
werde ich mir erst klar, was ich auf Basis meiner Strategie tun muss, um dann zu
definieren, wie ich es tue.“
Master
Thesis als theoretischer Unterbau für praktische Arbeit
Es
geht also darum, anhand der formulierten strategischen Ziele die dafür
notwendigen Fähigkeiten auf jeden Teilbereich herunterzubrechen, zu
identifizieren und übersichtlich zu dokumentieren, damit Unternehmen praxis-
und ergebnisorientiert agieren können und nicht auf dem Weg zum Ziel in der
eigenen Strategie verlorengehen. Mapping ist hierbei übrigens ganz wörtlich zu
verstehen, denn die in dem passend zur Methodik entwickelten digitalen Tool
hergestellte „Strategiekarte“ wird ausgedruckt und kommt bei Kunden, die damit
arbeiten, wie z. B. EnBW, ganz praktisch, an die Wand. „Mit der Software sowie
der von GP+S Consulting entwickelte Methodik, die an das Business Capability
Mapping aus dem EAM Bereich angelehnt ist, arbeiten wir schon länger“, so
Corvin. „Allerdings hatte bisher der theoretische Unterbau gefehlt. In meiner
Arbeit habe ich das Thema im Detail mit Hinblick auf die Praxis aufgearbeitet –
was sich auch in der dafür gewählten Branche widerspiegelt: „Ich habe anhand
der drei klassischen Positionierungsmöglichkeiten Kostenführerschaft,
Differenzierung und Nische die Energiebranche untersucht und jeweils ein Set
von Fähigkeiten aus diesen Strategien abgeleitet“, erläutert der 27-Jährige. „Grundsätzlich
machen alle Energieanbieter an sich das Gleiche. Dennoch benötigen sie
unterschiedliche strategische und somit differenzierende Fähigkeiten und ein
Nischenplayer, wie z. B. ein Stadtwerk, muss ganz anders regional präsent sein
wie ein nationaler Anbieter.“
Studium
für Netzwerkaufbau und fachlichen Rundumschlag
Für
Corvins Arbeitgeber stand am Ende seines Studiums damit nicht nur ein sehr
gutes Ergebnis – Note 1,3 für die schriftliche Master-Thesis – und wichtige
Erkenntnisse, die in das CAPAMAP-Tool und die Methodik einfließen können. Das
Unternehmen profitiert auch sehr konkret von den im Studium neu gewonnen Verbindungen
seines Mitarbeiters: „Das geschäftliche Network, das man aufbauen kann, und der
Austausch mit den anderen ist für mich sicher 50 Prozent dessen, was das
Programm ausmacht. Man greift dann einfach zum Telefon und ich habe meine
Kontakte aus dem Studium auch schon ganz konkret im Rahmen eines Projekts
nutzen können.“ Der Abschluss war im Fall des FCK-Fans (dazu gleich mehr) auch
ein wichtiger Baustein für die weitere Karriere. Von Vodafone in Düsseldorf, wo
Corvin im Bereich digitale Transformation tätig war, ging es daher nach Bad
Homburg zu GP+S, das die weitere Qualifikation ganz bewusst unterstützte und zur
Voraussetzung machte.
Denn: „Ein Senior Consultant sollte einfach einen Master
haben.“, so Ulrich Porst, einer der Geschäftsführer. Und der im Rahmen des
Studiums gebotene „fachliche Rundumschlag“, wie es Corvin nennt, liefert hier von
Design Thinking und agilen Methoden bis zu strategischer Markenführung alle wichtigen
Basiswerkzeuge für die praktische Umsetzung im Arbeitsalltag.
Probelauf
Innovationsprojekt: innovative Ideen entwickeln und testen
Mit
einem anderen, zentralen Bestandteil des Studium – dem Innovationsprojekt – hat
der Unternehmensberater möglicherweise auch direkt noch den Grundstein für ein
weiteres, zukünftiges Projekt gelegt. Dieser Testlauf für die Umsetzung einer Innovation,
die in Gruppenarbeit bearbeitet und vor Praktikern gepitcht wird, stand bei
Corvin im Zeichen des Fußballs. Gemeinsam mit zwei Mitstudenten entwickelte er
dabei eine Reiseplanungstool, mit dem Gruppen, deren Mitglieder von
verschiedenen Startpunkten aus an ein gemeinsames Ziel reisen, koordiniert mit
der Deutschen Bahn den Trip planen können. Entstanden ist das Ganze aus seiner
„Fußballfan-Praxis“: „Bei einem Auswärtsspiel des FCK in Hamburg mussten wir
eine Gruppe von Leuten aus ganz NRW per Bahn zusammenbringen und koordinieren,
inklusive wer steigt wo wann ein“, erklärt Corvin den Ursprung der Idee. „Es
wäre doch einfacher, wenn ich Online meine ganzen Start-Punkte eintrage und mir
das System die perfekte Route für alle ausspuckt“. Facebook-Seite,
Provisionsmodell, Logos, Marketingpläne – alles wurde im Rahmen des
Innovationsprojekts mit komplettem Businessplan ausgearbeitet. Frank Penning,
CIO bei RTL und seit 2011 Dozent an der Steinbeis-SMI, war beim Pitch des
Konzepts auf jeden Fall begeistert. Und wer weiß, vielleicht können Reisende –
Fußballfan oder nicht – eines Tages mit kune (d.i. Esperanto und bedeutet „zusammen“)
ihre Logistik für Gruppenausflüge entscheidend vereinfachen …
Text:
Barbara
Geier
www.bconnects.net
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