Warum das Internet 4.0 das Internet neu erfindet. Inside Steinbeis-SMI: heute Prof. Lasi

An der Steinbeis-SMI erhaltet ihr topaktuelles Fachwissen und Hintergrundinformationen von hochkarätigen Dozenten aus Wissenschaft und Wirtschaft. 
In der Reihe „Inside Steinbeis-SMI“ stellen wir unsere Dozenten vor und geben exemplarisch Einblick in ihr Fachgebiet.  

Erfahre in diesem Beitrag, was sich hinter dem Begriff „Internet 4.0“ verbirgt und warum es nicht mit „Industrie 4.0“ verwechselt werden sollte. 

Warum das Internet 4.0 das Internet neu erfindet


Rund um die Welt und zu jeder Zeit mit Freunden oder Geschäftspartnern Kontakt halten können - Motivationen wie diese treiben den menschlichen Fortschritt voran. Das Internet hat aus der Briefpost die E-Mail gemacht und aus dem Schnurtelefon entwickelten wir das Smartphone für Videotelefonie mit Menschen überall auf der Erdkugel.

Parallel dazu entstanden durch Software gesteuerte Dialogsysteme. Im Onlineshop zum Beispiel führen wir den Kauf- und Bezahlprozess mit einer „Maschine“ durch, die uns nicht nur E-Mails zusendet, sondern individualisierte Angebote unterbreitet. In sozialen Netzwerken werden immense Datenmengen ausgewertet und Inhalte selektiv an vorher definierte Zielgruppen weitergegeben. Die Nutzung von Sprachsteuerung beim Einsatz von Geräten und Maschinen in Produktion, Dienstleistung und Haushalt steht gerade erst am Anfang.

Der Mensch war und ist bislang an dieser Interaktion immer direkt beteiligt. Das „Industrial Internet“ oder Internet 4.0 ändert dies. Internet 4.0 gilt als „Neuerfindung des Internets“. Es ist eine weiterentwickelte Internettechnologie, die es ermöglicht, Milliarden von Informationen in Echtzeit paßgenau und sicher auszutauschen, ohne an dieser Interaktion den Menschen zu beteiligen. Ein Internet mit neuen Eigenschaften.


Sichere Kommunikation in Echtzeit

Die Digitalisierung bringt einen extrem steigenden Datenaustausch mit sich. Dabei müssen wir uns darauf verlassen können, dass niemand diesen Datenaustausch „mitlesen“ oder manipulieren kann. Hierin liegt eine große Schwäche des heutigen Internets. Zukünftig wird es – technisch gesehen – möglich sein, vertrauenswürdige Systeme (kennwortgeschützte Kommunikation, Blockchain-Technologien) zu entwickeln. Solche Systeme liegen genau betrachtet heute schon vor. Sie werden im Internet 4.0 der Standard sein. Die Frage ist allerdings, wie schnell wir lernen, diese Systeme sicher anzuwenden („die meisten Passwörter kleben am PC“).

Permanente Kommunikation mit Objekten

In der Bauwirtschaft – als Beispiel – gibt es Unternehmen, die sämtliche Arbeitsgeräte und Maschinen ständig lokalisierbar gemacht haben. Technisch ist dies mit RFID heute kein Problem mehr. RFID ist eine Technologie für Sender-Empfänger-Systeme, die Objekte automatisch berührungslos identifiziert und ortbar macht. Neue Anwendungsbereiche werden hinzukommen. Im Krankenhaus wollen Ärzte wissen, wo sich medizinische Werkzeuge befinden. Logistikunternehmen haben großes Interesse daran, zu jeder Zeit den Standort von Fahrzeugen, Boxen und Paletten lokalisieren zu können. Auch das Gepäckstück im Flugzeug läßt sich problemlos mit einer App auf dem Smartphone „tracken“.

Jedes Unternehmen, jede Branche könnte sich (theoretisch) selbst auf den Weg machen, eine Lösung für die Ortung von Objekten zu installieren. Die Folge wären Millionen von Insellösungen. Um dies zu vermeiden, wird das Internet 4.0 neue, offene Standards bieten, mit denen die Möglichkeit zur Ortung bereits beim Werkzeugkauf, bei der Fahrzeugbeschaffung und beim Erwerb von Gitterboxen gleich mitgeliefert werden wird. Das Internet 4.0 versetzt uns in die Lage, die Daten von unbegrenzt vielen kleinen, internetfähigen Objekten in Echtzeit zu transportieren – und somit nicht nur, um Prozesse zu analysieren, sondern um Prozesse zu steuern.

Interaktion von Objekten  

Mit Internet 4.0 wird es möglich werden, die gesamte Produktions-Infrastruktur zu vernetzen, das heißt, Objekte direkt mit anderen Objekten interagieren zu lassen. Um ein einfaches Beispiel zu geben: Das Werkzeug einer Maschine meldet seinen Verschleiß nicht mehr an einen Menschen. Die Verschleißmeldung löst eine Bestellung aus und diese wiederum den automatisierten Transport des Ersatzteils zur Maschine.

Objekte kommunizieren mit Objekten, Werkzeuge mit Maschinen – selbst komplexe Prozesse lassen sich autonom steuern. Die reale Welt wird aus der virtuellen Welt gelenkt. Damit stellen sich im übrigen weitaus höhere Anforderungen an Objekte und Maschinen. Sie müssen sich nämlich anmelden, identifizieren und sie müssen kommunizieren können, und dies ohne vorige Konfiguration.

Vorangetrieben wird das Industrial Internet nicht von einem einzelnen Technologiekonzern oder einer Branche. Es entsteht in einem Zusammenschluss von inzwischen mehr als 250 Unternehmen weltweit, die sich zum Ziel gesetzt haben, dem Internet neue Eigenschaften zu geben. An dieser neuen Standardisierung wird mit enormem Tempo gearbeitet. Bis es soweit ist, sollen nicht mehr Jahrzehnte vergehen, sondern Monate oder allenfalls sehr wenige Jahre. Bis das Internet 4.0 unsere Welt verändert, ist es also nicht mehr lange hin.

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Dieser Blogbeitrag entstand im Gespräch mit Prof. Dr. Heiner Lasi. Er leitet das Ferdinand-Steinbeis-Institut an der Steinbeis Stiftung (FSTI) in Stuttgart. Außerdem ist er Inhaber der Professur für Industrial Intelligence an der Steinbeis Hochschule Berlin. Er repräsentiert das Industrial Internet Consortium (IIC) im deutschsprachigen Raum. 

Prof. Dr. Lasis Seminar an der Steinbeis-SMI trägt den Titel: „Understanding Main / Future Technologies“. 

Dieser Blogbeitrag gibt exemplarisch wieder, welche Inhalte Prof. Dr. Heiner Lasi an der Steinbeis SMI vermittelt. 

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