Katja Nettesheim: Probleme können kompliziert sein – Lösungen nicht
„Design Thinking kann auf viele verschiedene Themen angewendet werden, vom Entwerfen eines Geschäftsmodells bis zur Planung einer Familienfeier“
...erklärt die Unternehmensberaterin. Mit ihrem Team bei _MEDIATE wendet sie bei Kundenfragen die gleiche Methode an; indem ganz verschiedene Menschen zusammenarbeiten, entstehe ein Wert, der über dem Output eines Denkers im stillen Kämmerlein liege: „Der Empfänger der Leistungen steht von Anfang an im Zentrum der Erwägungen.“ Das klinge banal, räumt sie ein, doch noch immer würden viele Marktteilnehmer von ihrem eigenen Geschäftsmodell aus denken – davon, was sie gut können und auf den Markt bringen wollen.Studenten bauen originelle Prototypen
Noch etwas gefällt Prof. Dr. Nettesheim an der Methode so gut: „Wie man sich dem Endprodukt annähert ist ein iterativer, und gleichzeitig klar strukturierter Prozess. Damit kann jeder kreativ sein ohne sich zu verlieren!“ Ein anschaulicher Aspekt dabei sei auch, einen Prototypen zu bauen. Deshalb werden die Studierenden an diesem Unterrichtstag auch handwerklich gefordert. Eine Gruppe demonstriert anhand eines Apfels und einer Schnur wie ein „Kugelkoffer“ viel besser über Kopfsteinpflaster rollt; ein anderes Team bastelt einen Bikini aus Folien, der anzeigen soll, wann der eingecremte Sonnenschutz aufgebraucht ist."Ich spreche sie nicht nur als Studenten, sondern auch als Arbeitnehmer an."
An jeder Stelle haben die Teilnehmer in einem Design Thinking-Prozess die Möglichkeit und Verpflichtung, noch einmal an einen früheren Punkt zurückzugehen und die damalige Entscheidung zu hinterfragen. Ist das wirklich so vom Kunden gewollt? Die in Medienmanagement erfahrene Juristin überlegt und beschreibt den Dualismus zwischen der Projektgruppe und dem Kunden. „Es gibt zwei Vorgehensweisen: Entweder die Entwicklungsgruppe entscheidet selbst, nein - jetzt langt’s, wir finden, es ist gut so. Oder man verständigt sich schon von Anfang an, wie viele und welche positiven Feedbacks nötig sind, bis man zur nächsten Stufe weiterziehen kann.“An der Steinbeis-SMI fühlt sich Prof. Nettesheim, die zuvor Bachelor- und Masterstudenten unterrichtet hat, von den heterogenen Hintergründen der Executive MBA-Studierenden herausgefordert. „Ich lasse mir vorher sehr ausführlich erklären, was sie beruflich machen und spreche sie nicht nur als Studenten, sondern auch als Arbeitnehmer an.“ Am Ende des Tages haben sie die Denkweise verinnerlicht: Probleme können kompliziert sein – Lösungen nicht.
Autorin Gabriele Spiller ist Medien-MBA-Alumna der Steinbeis-Hochschule und Journalistin. Im Steinbeis-SMI-Blog stellt sie die Steinbeis School of Management and Innovation, ihre Dozenten und Studierenden vor.
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