„The Future of Work“ wird menschlich


Roboter bedrohen die Jobs von 800 Millionen Menschen weltweit. Sieht so die Zukunft der Arbeit aus? Beim „Future of Work Summit” in London zitierte Julien Lesaicherre, EMEA Director Workplace by Facebook, diese Megazahl. Künstliche Intelligenz und Automatisierung ist aber nur ein Aspekt der Digitalisierung, der Unternehmen und Mitarbeiter gerade herumtreibt. Bei der Konferenz, die vor einigen Wochen in die jährlich stattfindende London Tech Week eingebettet war, diskutierten internationale HR-Profis, CEOs, Vertreter aus der Start-up-Szene und Unternehmensberater, wie die digitale Transformation unsere Arbeitswelt umwälzt. Es ging um Themen wie „Which comes first – culture or technology?“, „What does current and future leadership look like“ oder „Refresh or disrupt: how will you avoid the talent crunch”. Die Steinbeis-SMI war dabei und hat folgende Kernaussagen mitgenommen:

Befähigen statt Ersetzen

Wie ein Mantra zog es sich durch alle Diskussionen: Wenn wir über die Zukunft von Arbeit reden, müssen wir darüber reden, wie Menschen mit technologischen Tools ausgestattet werden, um cleverer arbeiten zu können – nicht, wie sie von Technologie ersetzt werden. „In den Medien hört es sich gerade so an, als seien viele Angestellte eine große Belastung für Unternehmen“, so Lesaicherre. „Ich glaube allerdings, dass hier eine Stärke liegt – wenn du deine Leute richtig einsetzt und förderst.“ Als Beispiel für das „Enhance not Replace“-Mantra zitierte er Apple, wo das Verkaufspersonal in den Stores im Sinne eines besseren Kundenservice mit Tech-Tools ausgerüstet wurde. Den Lagerbestand checken, Verkaufsprozesse durchführen und Bestellungen entgegennehmen – alles geht mobil und während man dem Kunden gegenübersteht.

Kultur steht ganz oben

Noch nie war die Unternehmenskultur so wichtig wie heute. Stichwort: Millennials, die nicht irgendwo für Geld und Titel allein arbeiten wollen, sondern Wert auf Sinnhaftigkeit und Zweck legen. Die Unternehmenskultur sticht immer alles aus, inklusive der Technologie – so drückte es Russ Shaw aus, Panelteilnehmer und Gründer des „Tech London Advocates“ Netzwerks. Für Sarah Wood, Mit-Gründerin von Unruly, ein Ad-Tech-Anbieter für Videowerbung, nimmt Technologie auch hier eine wichtige „Enabler“-Funktion ein: „Wenn du eine gute Unternehmenskultur haben möchtest, gehört dazu, dass jeder genau weiß, wofür das Unternehmen steht, wo die Reise hingeht und was die Rolle jedes einzelnen bei all dem ist. Technologie kann helfen, diese Klarheit herzustellen. Wir nutzen dazu z. B. die Kollaborationsplattform Workplace. Wichtig: Die Technologie muss sich in den Dienst der Kultur stellen, ansonsten ist das Ganze Zeitverschwendung.“


Keine Angst vor Ungewissheit

Workplace bei facebook
Workplace by Facebook EMEA Director Julien Lesaicherre begrüßte die Summit-Teilnehmer im Ende 2017 neu eröffneten Facebook Office im Londoner West End.

Im Endeffekt kann keiner genau sagen, wo es hingehen wird: So ein ganz simples, aber essenzielles Fazit der verschiedenen Diskussionen. Wenn die digitale Transformation eines klar gemacht ist, dann, erstens, dass ständiger Wandel zur Normalität geworden ist und, zweitens, dieser Wandel rasend schnell passiert. Was heute geplant wurde, kann in einem nicht allzu fernen Morgen schon keinen Sinn mehr machen. Strategien müssen angepasst werden. Fehler schnell eingestanden und, ohne Stigma, abgehackt werden können. Ganz grundsätzlich gilt: Die eingefahrene Route von „Schule-Studium-Job-Das war’s“ wird auf den Kopf gestellt. Lebenslanges Lernen und immer wieder an verschiedenen Stationen der Karriere Neues und Anderes zu lernen, gehört dazu. Und das schließt auch und insbesondere Führungskräfte ein: Leadership im digitalen Zeitalter heißt, die Fähigkeit sich auf das Ungewisse einlassen zu können und vor allem auch zugeben zu können, dass man etwas nicht weiß.


Brave, new working world?
Knallige Wanddeko bei Facebook, wo der Future of Work Summit zu Gast war.


Mensch, bleib Mensch

Wir müssen menschlicher werden. Im Zeitalter der Technologie werden grundlegende menschliche Fähigkeiten, die Maschinen nicht in derselben Weise übernehmen können, immer wichtiger: Empathie, emotionale Intelligenz, Kommunikationsfähigkeiten, Verhandlungsfähigkeiten – all das tritt immer mehr in den Vordergrund und waren Begriffe, die sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung zogen. Das menschliche Hirn kann nicht mit Computern mithalten, wenn es um die Aufnahme, Verarbeitung, Klassifizierung und Analyse von Informationen und Daten geht. Umso bedeutender werden dann all die Dinge, mit denen sich Menschen gegenüber der künstlichen Intelligenz differenzieren können. Dr. Anastasia Dedyukhina, Autorin, TEDx-Rednerin und Gründerin von Concsiously Digital, wies in einer Paneldiskussion zum Thema „Will automation change human resources as we know it“ auf die Unterschiede zwischen Menschen und Computern hin: „Wir Menschen beherschen das sogenannte Multitasking nicht gut, Computer allerdings schon. Wir müssen daher Tools entwickeln, die unsere menschlichen Fähigkeiten verbessern. In anderen Worten: an Technologien arbeiten, die uns menschlicher machen und unsere Kernkompetenzen stärken.“


Die Autorin: Barbara Geier, Alumna Steinbeis-SMI. Barbara lebt und arbeitet in London unter


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